Doppelmagnum (3 Liter) Completer 2010
Diese Flasche liegt jetzt in unserer Schatzkiste, die wir Anfang 2020 gerne für euch öffnen…
Kellergeflüster
Einfach lässig
Schon vor zehn Jahren sind wir kilometerweit in irgendeine Beiz gefahren, um einen Studach zu trinken. Denn die Weine sind quasi nicht existent! Und: Im Gegensatz zu einem Gantenbein oder Donatsch nicht einmal auf einer teuren Auktion zu erstehen. Also, nichts wie rein ins Auto und ins hinterletzte Dorf gefahren, um einen Tropfen Completer, Chardonnay oder Pinot Noir im Glas zu haben. Tönt fast schon ein bisschen wie Domain de la Romanée-Conti. Und dann steht man auf einmal vor Thomas, der einem dann ganz unprätentiös erklärt, dass er eigentlich gar nichts Spezielles macht: „Ich hole sauberes Lesegut in den Torkel, presse es ab und lass´ den Wein einfach machen.“
Wenn das so einfach wäre, würde ich ab morgen nichts anderes mehr machen – das kann doch einfach nicht sein, also: „Ist es wirklich so einfach, Thomas?“ Doch mehr als dieses kurze Statement ist ihm nicht zu entlocken. Argo: Die Weine von Thomas Studach machen sich quasi von selbst, sind extrem gesucht und verdammt lecker!
Wenn Thomas nicht gerade im Torkel oder Wingert zu finden ist, ist er übrigens Lead Sänger bei der Rock Band Tschent, was so viel bedeutet wie „lässig“ – und das ist er: Thomas Studach ist einfach ein lässiger Kerl! Als wir dann seinen neu ausgebauten Torkel im alten Patrizierhaus betreten, hüpft uns das Herz. Noch nie im Leben haben wir so viel Studach-Weine gesehen. Gut, es ist Februar und die Flaschen ruhen hier noch für vier Monate bis sie endgültig in den Verkauf gehen. Trotzdem ein klasse Bild! Vom Flaschenlager geht es in den Barriquekeller und dann nach draussen auf die kleine Holzveranda.
Hier sitzen wir mitten im Ort und blicken auf seine Lage „Underdorf“, die, wie ein Clos im Burgund, komplett mit alten Mauern umgeben ist. Hier wachsen die Rebsorten Pinot Noir und Completer. In weiteren Parzellen (auch hier im Ort) besitzt er dann noch Chardonnay und mehr Pinot Noir. Eigentlich hätten wir die letzten zehn Jahre immer hierherfahren müssen um gemütlich Studachs Tropfen zu geniessen. Aber in zwei Monaten sieht der Weinkeller hier aus wie eben alle anderen Weinkeller in puncto Studach: leer. Als wären die Weine eben nicht existent.
FASSPROBE
Pinot Noir 2018
Ein sogenannter Traum- Jahrgang schlummert da im Fass. Ein Traum für jeden Winzer. Vollreifes Lesegut zum perfekten Zeitpunkt geerntet. Trotz allem wird es ein üppiges Jahr werden. Es strotzt vor Kraft. Thomas hat es geschafft einen filigranen Tropfen mit schönem Säurespiel und gewisser Kalkigkeit in den Keller zu bringen. Das wird dem Wein in ein paar Jahren gut tun. Denn auch hier gilt: Entweder direkt in der jugendlichen Fruchtphase vernichten oder 5-8 Jahre warten.
AUF DER HOLZVERANDA
UND IM PATRIZIERHAUS HABEN WIR PROBIERT
Pinot Noir 2016
Zur Hälfte Ganztraubenvergärung mit Stielen und Stängeln, die andere Hälfte entrappt. So verweilt der Wein für 12 Monate in neuen und gebrauchten Barrique. Der Neuholzeinsatz wird stetig reduziert und scheint nun auf dem Optimum angekommen zu sein. Durch die Ganztraubengärung erhält man eine wunderbare Würze. Der Pinot ist sehr balanciert – kraftvoll, würzig und dabei frisch, vor allem am Gaumen. Das zeichnet im Übrigen alle Pinots von Thomas Studach aus. Diese Frische, Mineralität, fast Salzigkeit gepaart mit einem ordentlichen Körper, einer nicht enden wollenden Saftigkeit und Druck am Gaumen – ganz grosses Kino!
Pinot Noir 2017
Der 2017er wird den 2016er wahrscheinlich bald überflügeln. Noch kommt er sehr jugendlich daher. Ist aber vielleicht noch ein Tick genialer. Sehr saftig, mit rassiger Säure am Gaumen. Perfekte Balance zwischen Kraft und Filigranität. Elegant und geschmeidig. Wiederum aber auch kräftig und intensiv mit phantastischer Tanninstruktur. Alle Merkmale, die einen grossen Pinot Noir auszeichnen und Liebhaberherzen höher schlagen lassen, präsentieren sich hier im Glas.
Completer 2016
Eine autochthone Rebsorte aus Malans. Benannt nach dem letzten Abendgebet der Mönche – dem Completorium – angepflanzt vor über 1.000 Jahren von den Mönchen des Domkapitels Chur. Wahrscheinlich haben sich die Klosterbrüder nach dem letzten Gebet damit in süsse Träume befördert, besticht der Completer doch vor allem durch hohen Alkoholgehalt und kräftige Säure. Früher wurde die Rebsorte oxidativ für lange Zeit im Holzfass oder Ton ausgebaut. Heutzutage wird die modernere Variante (12 Monate Ausbau im Barrique, ähnlich dem Chardonnay) bevorzugt, die unter anderem von Thomas Studach geprägt wurde. Ein dichter, komplexer Weisswein. Eine spannende goldgelbe Frucht. Getragen von der mehr als spürbaren Säure. Eingebunden in einen kraftvollen Körper mit einem nicht enden wollenden Abgang. Eine wahre Spezialität aus Graubünden. Ein Wein mit einem grossartigen Ruf. Leider so wie alles, mit 300 Aaren fast nicht existent.
Facts
- Grösse des Weinguts
- 3 Hektar
- Mitarbeiter Anzahl
- Thomas, plus ein Mitarbeiter während der Saison, 20 Freunde und Familie beim Wimmeln
- Rebsorten
- ¾ Pinot Noir
- ¼ Chardonnay und Completer
- Pflanzungsdichte und Ertrag
- 6.000 Rebstöcke pro qm2
- 400-500 g Ertrag pro Rebstock beim Pinot Noir
- 600 g Ertrag pro Rebstock bei den Weissweinen
- Jahresproduktion
- 12.000- 14.000 Flaschen Produktion pro Jahr (davon 10.000 Flaschen Pinot Noir)
- Wohin geht der Wein
- 50% Privat und Gastronomie
- 50% Händler
- Seit wann wird Rebbau betrieben
- 2. Generation
- Thomas hat 1988 vom Grossvater übernommen
- Ausbildung
- Winzerlehre
- Lehrjahr im Welschland
- Lehrjahr bei Schwarzenbach in Meilen
- Lehrjahr im Lehrbetrieb des Lehr- und Forschungsbetriebs Weinbau in Wädenswil
- Winzerlehre
- Erfahrung
- Schiess AG Weinkellerei in St. Margarethen als Önologe
- Ab 1994 zu 100% im eigenen Betrieb
- Vorbilder
- Clavadetscher
- Ueli Liesch beim Bio Anbau
- Einstellung zu Biodynamie
- Seit 2013 biologisch
- Seit 2014 zertifiziert
- Motivation ist die Nachhaltigkeit
- Vegetation geht langsamer, weniger Ertrag
- Wie erfolgt der Ausbau der Weine
- Neue und gebrauchte Barrique
- Spontangärung und Reinzuchthefen
- Lagerpotenzial
- Lagerpotenzial wird beim Weisswein eher jung eingestuft. 5-6 Jahre.
- Beim Rotwein, ab 5 Jahren trinkbar. Bis zu 10 Jahre.
- Wie ist der Torkel aufgebaut
- Torkel erstreckt sich auf zwei Etagen
- Der Torkel und der Reifekeller sind mittlerweile perfekt auf die Bedürfnisse abgestimmt
- Vision
- Ein komplexer Wein wird produziert, möchte sich nicht verzetteln
- Was wird in der Freizeit gemacht
- Lead Sänger bei der Rock Band Tschent (gegründet 2017, spielen sie nur eigene Stücke in Mundart)
- Velo fahren
- Eishockey
- In Ruhe zu Hause lesen
- Mannschaftssportarten
- Was sind die Lieblingsweine
- Bier
- Burgund, Rhone, Chablis, deutsche Rieslinge